Saturday, October 22, 2005

BAWAG und Refco (in German) 

Refco-Chef Phillip Bennet hat den Vorstand der BAWAG ca. 6 Stunden bevor seine Machinationen aufflogen, noch mit 350 Mio. Euro über den Tisch gezogen, womit die BAWAG mit insgesamt 425 Mio. Euro die Hauptgeschädigten am Refco-Konkurs sind. Dumm gelaufen.

Der Aufsichtsrat der BAWAG ließ durch seinen Präsidenten Günter Weninger verkünden, dass es vorerst keine personellen Konsequenzen geben werde, da die Vorgangsweise des BAWAG Vorstandes zwar einigermaßen blauäugig gewesen sei - aber auch durchaus gesetzeskonform.

Naja, dass der Vorstand einer Bank gesetzeskonform handelt, sollte ja wohl selbstverständlich sein, aber das Letzte was ich mir als Eigentümer einer Bank wünsche ist, dass mein Vorstand blauäugig ist.

Offensichtlich gehört dies aber bei der linken Reichshälfte zum Anforderungsprofil für Vorstände, wenn man sich die Geschichte des roten Bankwesen so anschaut. Der Verkauf der BA-CA samt Zentralsparkasse an die Hypovereinsbank und somit weiter an die italienische UniCredit war ja auch so ein blauäugiges Glanzstück.

Linke Reichshälfte deshalb (für nicht-gelernte Österreicher), weil die BAWAG im Eigentum des Österreichischen Gewerkschaftsbundes steht. Ich frage mich nur, was sich nun ein einfaches Gewerkschaftmitglied denkt, das in den Postillen des Gewerkschaftbundes und nahestehender Organisationen (zB der Arbeiterkammer) ständig Schlimmes über die bösen Heuschreckenkapitalisten lesen muss, und wie schädlich der Kasinokapitalismus und die damit verbundenen Erscheinungsformen der Globalisierung für die armen Werktätigen sind.

Und jetzt hat die im Besitz des ÖGB stehende BAWAG auf erfrischend unbürokratische Weise einen Kleinkredit von 425 Mio Euro gerade jenem US-Finanzkonzern "Refco" gewährt, der als eines der Nervenzentren des globalen Kasinkapitalismus gilt, wo man auf so ziemlich alles wetten kann, von Schweinebäuchen über Soja zu Devisen und Diamanten.

Wie schreibt Christian Ortner so schön in der Presse am Freitag: Das ist so als würde es sich herausstellen, das die Erzdiözese Wien mit ein paar hundert Mio Euro Kirchenbeiträgen an einer Kette von Abtreibungskliniken beteiligt war, dass diese Kliniken nun pleite sind und das Geld weg ist.

Das ist nämlich ein zweifaches Problem: nicht nur ist das Geld weg, sondern auch die Glaubwürdigkeit.

Ich als Gewerkschaftmitglied würde sagen: I am not amused. Gott sei Dank bin ich keins.

Jetzt bin ich nur auf die erste Bank der Grünen gespannt, eventuell als Joint Venture mit ATTAC und Van der Bellen als ersten Direktor. Wenn aber auch dort Blauäugigkeit gefordert ist, könnte ich den HC Strache empfehlen. Dann ist wenigstens endgültig Ruhe im blau-orangen Karton.

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